Hinter ihnen liegt ein riesiger Stein auf dem Meer, der hat überhaupt keine Bedeutung, den bemerkt auch fast niemand, außer die Malerin mit den flatternden Kleidern. Überwältigt von diesem Anblick, von diesem sinnlosesten aller Steine, dem dümmsten, stümmsten Gegenstand der Welt, der da so dämlich auf dem Ozean liegt, rinnen ihr zwo Tränen aus den Augen, die rinnen ihr über die Wangen, übers Kinn, Hals usw. und bleiben an ihren Brustwarzen hängen. Ein matter Windstoß leckt sie ihr ab und sie sieht wieder alles verschwimmen und verschimmeln und versacken und absaufen. Zwei polnische Aussiedler streichen ihre Fensterrahmen mit einer zähflüssigen Holzschutzlösung. Sie furzen die ganze Zeit und singen Prince-Lieder (auf polnisch!). Einen Tag später schaut die Malerin aus dem Fenster. Die Polen haben auch das Glas gestrichen. Durch die trüben Scheiben kann sie jetzt nicht mehr auf den Grund der Stadt sehen. Trotzdem schaut sie angestrengt hinaus, hinaus aus ihrem Haus, ob sie nicht doch ein hübsches Motiv aufgabeln könnte. Die Augen tun ihr schon weh, dann schließt sie sie zur Linderung. Was war da, wo ich jetzt nur eine sämige Suppe sehe? Kinder, die bis zum Bauch in Pfützen stehen und Seilspringen wollen? Ach ja, aber der Wind war so heftig, dass ihnen immer das Seil wegwehte usw. Als wir so weit gekommen waren, warf sich der Mann vor mir nieder, und küsste die Erde dort wo mein Fuß sie berührt hatte. Blutig und zerrissen lag er vor mir auf den Knien und dankte mir, weil ich so gut gegen ihn gewesen sei. Er segnete mich und bat auch Gott, mich zum Lohn zu segnen. Seine Augen waren offen und voller Gebete zu Gott für mich, und er küsste abermals, nicht meine Hand noch meinen Schuh, sondern die Erde, die mein Fuß berührt hat. Ich fragte: Warum küssest du die Erde gerade dort wo ich gegangen bin? Weil, sagte er, weil mein Mund blutet und ich deine Schuhe nicht beschmutzen will. – Er wollte meine Schuhe nicht beschmutzen. (Knut Hamsun, Mysterien) |
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