New Folks

Ursula Hübner _______________________ >>>(English Version)

 

In der Musik gibt es eine Richtung, die als „New Folk“ bezeichnet wird. Die ProtagonistInnen kommen vorwiegend aus dem englischsprachigen Raum. Sie singen mit dünnen Stimmen, benutzen auch Instrumente, die man in keinem Musikgeschäft kaufen kann, um knarrende Töne hervorzubringen oder lassen Schafe als Intro blöken. Das wirkt dilettantisch und besorgt fühlt man im ersten Moment die Entblößung eines Irrtums, eines fehlgeschlagenen Pathosversuchs. Männer mit Vollbart in Frauenkleidern, Frauen die ihre Mütter verehren, Schwule, die den Tod als Ungerechtigkeit beklagen, werden zu Verbündeten.

Diese schräge Bewegung tut der Musik und der Kunst gut, sie zeigt ein neues Selbstvertrauen zu einfachen und dennoch intensiven „lo-fi“- Sets als Gegenbewegung zum üblichen Verschnitt. Die Massenproduktion der Hochglanzbilder ergeht sich derweilen in misogynen Klischees der Musikvideoästhetik, in der Männer wie Frauen, zu Konsum ergebenen Sexmaschinen umfunktioniert werden.

Gefragt aber sind Bilder und Songs, die der umwerfenden Schönheit einer frohen, sinnlichen Atmosphäre der Achtung und Liebe verbunden sind. Charmante Bilder, die die richtigen Fragmente des Unvollkommenen zusammenfügen. Bilder die den sogenannten guten Geschmack abwandeln und damit einer Lebenswirklichkeit viel näher kommen.

In dieser Ausstellung werden verschiedene Versuche unternommen, Wirklichkeit vorzuführen. Es geht nicht um das „Neue“ in der Kunst, es geht um Bewegung, um Handlung, um Zuversicht, die frei ist von schickem Zynismus. Dabei ist das Naive, Kindliche, Boshafte, Unreife Programm - eine Antwort auf die kompromissbereite Erwachsenenwelt, die sich in der Realität eines aufgeklärten, traurigen Fatalismus eingerichtet hat. So entstehen Bilder, die Rätsel über deren eigentlichen Sinn und Zweck aufgeben. So wie ein Haiku, das Roland Barthes als eine Zeigegeste des kleinen Kindes beschreibt, welches mit dem Finger auf alles Mögliche zeigt. Wir begeben uns auf die Suche nach den Bildern, die so sinnlos sind, wie ein Haiku…

In der Ausstellung „New Folks“ werden Arbeiten zu sehen sein, die formale und inhaltliche Assoziationen auslösen, wie: Unmittelbarkeit, Rauheit, Witz, Bosheit, Zärtlichkeit, Optimismus und Melancholie, Öffnung, Entblößung. Ein Großteil dieser Arbeiten bezieht seinen Charme aus der Huldigung an das Unperfekte, Verrückte und Rätselhafte, an das Märchenhafte und Luzide.

Viele der teilnehmenden KünstlerInnen sind nicht nur als MalerInnen und ZeichnerInnen tätig, sondern sie machen Musik, schreiben, performen. Manche sind schon etabliert und bekannt, andere entwickeln gerade ein Werk. Viele von ihnen kommen aus dem Umfeld der Malereiklasse der Kunstuniversität Linz.

Jede Generation hat „VorgängerInnen“, die durch ihre künstlerischen Arbeiten Einfluss nahmen, Impulse gaben. So wird auch in dieser Ausstellung der Versuch unternommen, Verbindungslinien herzustellen. Vielleicht haben die Jungen, die Arbeiten der Älteren gar nicht gesehen, aber vielleicht haben sie die selben MusikerInnen oder FilmemacherInnen verehrt, KünstlerInnen für wichtig erachtet, die einen Blick auf die Welt beförderten, der ähnlich ist.

Es geht um Haltungen.

Let`s Dance!