Alexandra Millner



Vorhang auf. Der Blick fällt...


Verlassene Hotelzimmer, die nicht die Wärme der Gastkörper ausstrahlen. Ihre Teilchen sind noch in Bewegung: Vorhänge schwingen aus, Türen stehen halb offen, ein einsamer Fernsehapparat läuft. Ins Leere. Kaltes Interieur, nur in Anschnitten sichtbar. Kahle Wände, die das Licht der Lampen nicht erreicht. Der Pinselstrich erzählt die Geschichten, die den Wänden anhaften. Von den Kurzzeitbewohnern des Raumes, der allen offen steht: Es muss nur ein Kontakt hergestellt, ein Anlass gefunden, die Tür geöffnet werden.

Im Zentrum des Blickfeldes ungebrochen: Kästen, Taschen, Stereoanlagen, Fernsehapparate, Bilder. Ihr Inhalt muss erst erschlossen werden. Verführerisches Angebot, dessen Wahrnehmung jedem freisteht. Übergangsorte (zu anderen Realitäten). Die Verbindung zum Außenraum verstellt, die Tür, das Fenster offen zwar, doch unerschlossen. Von den Figuren nicht in Erwägung gezogen. Ihre Sphäre der sie umgebende Raum: intimer Einblick begrenzt gewährt. Das Bett bleibt uneinsehbar. Szenen aus der Innenwelt. Das dominante der Figuren sind die Köpfe – von hinten, gesichtslos in den Schlaf gedrückt. Gesenkten Blickes nach innen gerichtet. In die Betrachtung eines Bildes vertieft oder aus der Situation herausblickend: Das Antlitz der Künstlerin, eckig aus einer Fotografie herausgeschnitten, die Augen unverwandt ins Ungewisse, ins Nichts gerichtet, dorthin, wo der Betrachter ist. Versuchter Brückenschlag zu nicht Präsentem. Öffnung und Kontaktaufnahme. Spiegel des Betrachters. Gegenspiel des Körpers: Anatomische Verrückung. Unkoordinierbar die Ausrichtung der Arme, der Beine, des Kopfes. Zur Pose eingefrorene Bewegung des Tanzes. Zerreißprobe bis zur Erschöpfung am Rande des Tisches, des Bildes, das einen auffängt. Kostüme, Masken und Rollen zur Anprobe: Batwoman und Engel, Geist aus der Flasche, der Pin-up-Pose Nacktheit ein Kostüm der Auslassungen. Kleidchen der Unschuld hält die Doppelung der Figuren wie die Große die Kleine an der Hand. Schutzengelchen über den Träumenden. Der Schlafenden mit geordnetem Zopf entstiegen als Möglichkeitsform des Traumes: die Dopplerin mit gelöstem Haar. Sich selbst in den Armen liegen, der Finger zeigt auf den eigenen Körper: Zusammenhalt.